Im Frühjahr 2021, etwa genau ein Jahr nach dem Ausrufen der globalen Pandemie aufgrund des Corona-Viruses, fanden zwei Ereignisse statt, die mir zu diesem Zeitpunkt so insignifikant und winzig erschienen, dass ich sie irgendwo im Unterbewusstsein abgespeichert hatte ohne ihnen weiter Beachtung zu schenken. Als sich diese beiden Fragmente jedoch zu überlagern begannen, entstand daraus die Grundlage für das Projekt, das ihr, liebe Leser*innen, nun vor euch liegen habt. Das erste Ereignis war das Auftauchen eines Aufklebers des Stadtlücken.ev an einem Laternenpfahl in meiner Nachbarschaft. Da ich täglich mindestens einmal, manchmal mehrfach, an ebendiesem Laternenpfahl mit dem signifikanten Aufkleber vorbeikam, nistete sich das Wort in meinem Unterbewusstsein ein und tauchte von da an immer wieder zu den seltsamsten Zeitpunkten aus der Versenkung auf. Das zweite Ereignis, das sich nicht auf einen konkreten Moment eingrenzen lässt, sondern vielmehr viele kumulierte Momente über mehrere Wochen darstellt, war das Ins-Bewusstsein-Kommen permanent geschlossener Geschäfte. Beinahe wöchentlich vermehrten sich entlang meiner Spazierstrecke oder meinem Arbeitsweg verhangene oder abgeklebte Schaufenster, ausgeräumte Ladengeschäfte oder Zu-Vermieten-Aushänge in den Fenstern. Ein Jahr Pandemie war an Stuttgart nicht spurlos vorbeigegangen und ein bisschen Click-and-Collect hatte die Umsatzverluste vieler kleiner Geschäfte nicht auffangen können. “Das sind auch alles Stadtlücken”, dachte ich irgendwann im April, als ich auf dem Weg vom Südheimer Platz Richtung Innenstadt am fünften leerstehenden Ladengeschäft in derselben Straße vorbeigekommen war. “Die müsste man eigentlich mal zählen.” Und damit war mir plötzlich ein Projekt in den Schoß gefallen. Zwischen Anfang April und Mitte Mai fand ich allein in der Innenstadt und vier Teilorten 98 Leerstände und machte mich konsequenterweise daran, herauszufinden welche davon echte “Coronalücken” waren.

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